THE WISHMEN STORY
Gigu ist nicht nur ein hervorragender Bass-Player, sondern auch ein sehr talentierter Redner und Schriftsteller. Schon zu Fizzes 70sten Geburtstag hatte er eine höchst amüsante Rede gehalten. Hier fasst er ein paar seiner abenteuerlichen Erlebnisse mit Freddy, so heißt er natürlich bei seinen Musikerkollegen, zusammen.
MR. FREDDY WONDER
Nachdem ich nun beinahe seit 40 Jahren als Bassist, Partner und Freund dem Friedrich zur Seite stehe, kann ich euch, zumindest in sehr komprimierter Form, erzählen, wie es mit den WISHMEN, nach Verlassen des heimatlichen Hafens Ehingen, musikalisch weiterging:
Musik alleine ist ja viel zu unsicher, also muss man erst mal noch was Anständiges lernen. Zu diesem Zweck ist der Freddy nach Tübingen, um den Beruf des Sozialpädagogen zu erlernen. Die Liebe und die ersten beruflichen Erfahrungen diesbezüglich verschlagen ihn in den Rhein Neckar Kreis (Mannheim/Heidelberg). Hier werden auch bald ein paar erfahrene Tanzmucker auf ihn aufmerksam, profitieren von seinen Rock ‚n‘ Roll Erfahrungen, und er lernt im Gegenzug Klassiker der Tanzmusik dazu. Im Lauf der Zeit merkt er, dass er in neu hinzugewonnenen Musikerfreunden ein sehr ähnliches Klientel hat, wie in seinem Beruf als Sozialpädagoge, nur mit dem Vorteil, dass man mit diesen Jungs auch noch musizieren kann. Also schmeißt er kurzerhand den sicheren Beruf hin und wird endgültig zum Profi Musiker. Da sich der Name Fitze Weber auf Plakatwänden nicht so gut macht, legt er sich auf Anraten seines Freundes Hanno den Künstlernamen „Freddy Wonder“ zu. Ungefähr ab diesem Zeitpunkt komme ich mit ins Spiel. Mit Steff Bollack und Stefan Zobeley haben wir zusammen gefunden und gefühlt als Viererbande überall gespielt, wo es eine Steckdose gab. Wir anderen, etwas jüngeren Mitstreiter, haben erst mal etwas beunruhigt aus der Wäsche geschaut, als uns Freddy aus unseren Latzhosen in Dinner Jackets mit Smokinghemden und Lackschuhen gepackt hat. Allerdings haben wir auch sehr schnell bemerkt, dass man mit diesem Outfit auch die dreifache Gage verlangen kann, und uns somit die Welt zu einem Bandbus, großer Anlage, neuen wunderbaren Instrumenten, und einem eigenen Auto offen stand. Unsere Mischung aus Rock ‚n‘ Roll, Klassikern der Tanzmusik, sowie ungewöhnlichen Songs der jeweiligen Epoche, waren für unsere Zeit ebenso ungewöhnlich wie einzigartig. Bald konnten wir die Band erweitern und spielten bundesweit, dann europaweit, später sogar zweimal für die Stadt Heidelberg, in den USA. Unserer Spielfreude, gepaart mit dem Konsum bewusstseinserweiternder Hilfsmitteln und dem Charisma unseres Band Leaders, konnte sich niemand mehr entziehen. Freddy musste noch gar nicht mal spielen oder singen. Wenn er zu Beginn des Konzertes mit seinen Schlitzaugen und seinem breiten Grinsen ein paar lockere Sprüche über das Mikro los ließ, hatte er die Meute meistens schon im Sack.
So geht das nun schon 40 Jahre, und es ist kein Ende in Sicht. Wie man auch bei den ganz Großen sieht, geht man als Musiker nicht in Rente, sondern spielt solange einen die Noten tragen. Es gab zwar einige Umbesetzungen, aber es gibt kaum einen Musiker von Rang und Namen im Rhein Neckar Kreis, der nicht schon mal mit uns aufgetreten ist. Unzählige Special Konzerte, open Airs, Gigs auf 2500 m Höhe, in Höhlen, auf Schiffen, in Wüsten, an Stränden, in Schlössern und Burgen… Die Erinnerungen sind unzählig und immer schwerer zeitlich einzuordnen. Als Krönung unseres Specials kam dann schon vor vielen Jahren „Philharmonic Wonders“, unsere legendären Konzerte mit Symphonieorchester.
Manche Sprüche halten sich über die Jahre: zum Beispiel:
„Allmächtiger!!“ (Aufschrei eines Gastes im Robinson Club als Freddy mit 1/2 m großen, rohen Fisch und umgehängter Gitarre aus der Küche marschiert).
„Herr Wonder, kommen Sie schnell, die spielen schon wieder la Bamba“. (Ausspruch eines Veranstalters, als wir einmal ohne Freddy spielten, und er uns als Ersatz einen Gitarristen geschickt hat, der nicht singen konnte…)
„Du bist spät!“ (Ausspruch von Freddy an einen 80-jährigen Marathonläufer, der mit 3 Stunden Verspätung, aber heldenhaft das Ziel erreichte…)
„Wieso, ich hör mich gut! (Antwort Freddys auf die Bemerkung, dass seine Gitarre zu laut ist…)
„Ha, ä bissl was musch schon angeben…“ (Ausspruch unseres ersten Steuerberaters nach Durchsicht unserer ersten Steuererklärung).
So wie bei unzähligen Gigs, die Verwunderung von uns jüngeren, dass Freddy nach 4 Stunden reiner Spielzeit erst langsam warm wird, und nicht aufhört, bis auch der letzte Gast geschafft die Tanzfläche verlässt. Dies ist wohl der Tatsache geschuldet, dass er als Kind von seinem Vater zur Stärkung der Abwehrkräfte Pferdeblut verabreicht bekommen hat. Unser Respekt diesbezüglich erhöht sich im Alter immer mehr, wenn man sieht, wie Freddy das harte Rock ‚n‘ Roll Geschäft auch mit 74 Jahren noch so gut verkraftet und genießt. „Keep On rockin´…“ my friend.
Gigu Neutsch
THE WISHMEN
Ich war die ersten 3 Jahre des Gymnasiums in Mochental –Zweigschule der Urspringschule. Damals spielte ich schon etwas Gitarre und schwänzte meistens den Klavierunterricht bei Pfarrer Wenzel der mich mit seinem sächsischem Dialekt immer fragte: „Mayer (Meitschor) mach mer klimber-bimber.“ Irgendwie hatte ich keine Lust auf „An der Saale hellem Strande“. Mit knapp 14 Jahren wechselte ich aufs Gymnasium Ehingen und musste mich zunächst nach den Mädels dann aber auch nach Musikerkollegen umschauen, denn ich wollte unbedingt in einer Band spielen. So lernte ich zunächst den Mick (Drums) kennen und dann den Fizze (Geige und Gitarre). Bei Mick probten wir anfangs auf der Bühne – die Gitarre verstärkt über ein altes Radio. Der Sound war total schlecht aber auch ein bisschen ähnlich wie bei den Kinks - dann kam der erste (Echolette) Verstärker. Der Fizze beeindruckte durch sauberes Spiel , denn er lernte nebenher richtig Geige spielen und sein Vater sah es gar nicht gerne, daß er soviel Beatmusik machen wollte. Igendwie schafften wir uns die ersten Beatles, Stones, Kinks -Songs drauf und hörten so gut es ging die Akkorde und die Texte raus. Das hatte den Vorteil, dass ich sonst kein Englisch mehr lernen musste – alles kam dort irgendwie vor. Musikalisch war anfangs alles ziemlich grausam (aus heutiger Sicht) und Onkel Konrad aus Amerika der uns bei seinem Besuch hörte meinte: „Das hört sich an, als wenn im Stall noch was hungrig wäre.“ Aber trotz allen Widrigkeiten wurde doch eine ziemlich erfolgreiche Band namens THE WISHMEN draus - für nicht englisch sprechende Ehinger Tee Wissmenn.
Albe
“We’re the Wishmen yes we are – and we’ll open up the door”
Das war unser Wishmen-Song. Albe hat ihn komponiert + getextet. Mann, was ein Song für die damalige Zeit – es war wohl 1967, wir waren ganz oben. Es gab nur The Wishmen – Albe, Mick und Fitze. Die Drei vom Gymmie in Ehgna.
Von da an hatten wir es schwer in der Schule. Montagmorgen wurden wir rangenommen: „Na Weber (Fitze), wo haben Sie gestern gearbeitet?“ Das war O-Ton Französischlehrer Teufel (der Name spricht Bände). Woher wusste der eigentlich, dass wir fast regelmässig am Sonntagnachmittag in Munderkingen in der „Sonne“ den „Beat“ unter’s Volk brachten?
Ach, forget it! Was sind franz. Vokabeln gegen einen Song von den Kinks, den Beatles, den Who? A well respected man, From me to you , I’m a boy … hey – wir hatten richtige Fans. Und die waren immer da – Done, Kluse, Usch und Marlies und all die andern. Ja, sie liebten uns, weil wir live waren, weil wir die Songs spielten, die gerade im Radio liefen. Wir waren“ up to date“. Stevie Winwood sang „Keep on running“ im Beat-Club am Samstagnachmittag – wir hatten’s am Sonntag in der „Sonne“ drauf. Es gab Bier, Küsse und auch mal ne Schlägerei, schliesslich waren es die Sechziger, und jeder wusste, was in London oder Liverpool los war.
Klar, wir waren Provinz. Aber das war uns scheiss-egal. Wir waren auf dem richtigen Trip, und Jimi war nicht mehr weit, hey Joe.
Ohne Wishmen kein Freddy Wonder. Es war für mich die beste aller Zeiten. Ein Anfang der noch kein Ende hat. Heute bin ich 74, und ich fühle mich nicht so alt, wie ich mit 17 gedacht habe, wie steinalt einer mit 74 sein muss. Und als Profimusiker gibt es kein Rentenalter – hey man, Rock’n Roll ist das Beste was dir passieren kann. Rock’n Roll soll Spass machen.
Wozu ist er sonst da?
Let it roll
Euer Fitze Friedrich Friedensreich Freddy oder so
Als im Jahr 1964 ...
... die Beatles mit I want to hold your hand und mit She loves you erstmals die deutschen Hitparaden eroberten schwappte die Beatwelle aus Liverpool so richtig nach Deutschland über und erreichte auch das beschauliche Städtchen Ehingen.
Als im Mai 1965 die Rolling Stones mit Satisfaction auf den Markt brachten reduzierte sich das Jahr 1965 für die Musikfans auf die Frage Stones oder Beatles. Die jungen Leute in Ehingen mussten sich am Samstagabend jedoch entscheiden zwischen Sonny Boys oder Edelweiß. Viel mehr hatte die Ehinger Musikszene nicht zu bieten.
Das sollte ich aber ändern. Albert Mayer wechselte 1963 oder 1964 von der Urspingschule im Schloss Mochental zusammen mit seiner Schwester Marlis zum Gymnasium Ehingen. Bald erkannten wir unser gemeinsames Interesse an der neuen Musik und hörten uns gemeinsam Schallplatten an. Die Byrds und die Seachers standen auch ganz oben in unserer Gunst.
Bei einem meiner Besuche in Mundingen kramte Albe eine kleine Trommel und ein Becken heraus, ich glaube das gehörte zum Spielzeug vom kleinen Bruder Capo. Albe zeigte mir am Beispiel von Sweets for My Sweet von den Seachers wie man dazu den Takt schlägt. Dieser Song hat sich deshalb für immer in meinem Gedächtnis eingeprägt. Das war der Beginn meiner beispiellosen Schlagzeugerkarriere (lach).
Die Idee eine Band zu gründen entstand dann bei einer Begegnung im Juli 1965 mit Fitze, der den Albe bei mir zu Hause beim Gitarrenspielen ertappte.
Fitze war damals schon ein Virtuose auf der Geige (der nannte sie Vreni) und konnte schon einiges auf der Gitarre. Gitarren waren also vorhanden es fehlte noch das Schlagzeug. Dafür schuftete ich in den Sommerferien 1965 vier Wochen lang bei der Adlerbrauerei in Berg und beim Musikhaus Reisser in Ulm wurde das Geld dann angelegt. Im September 1965 begannen wir dann mit dem üben auf dem Speicher bei mir zu Hause, als Verstärker dienten uns zwei alte Röhrenradio. Da der Markt an Bassisten in Ehingen abgegrast, war begannen wir zunächst zu Dritt ohne Bass. Die neuen lauten Töne kamen wohl in dem Mehrfamilienhaus nicht so ganz an. Wir siedelten deshalb nach Mundingen in einen (dann) leerstehenden Büroraum der Firma ERMA um. Wir nannten das unser Studio.
Wie es zum Namen Wishmen gekommen ist kann ich nicht mehr so richtig nachvollziehen. Wahrscheinlich haben wir zu dritt vor dem Spiegel gestanden und dann spontan unsere Aura zum Bandnamen gemacht: The Wishmen.
Ein halbes Jahr dauerte es dann bis zu unserem ersten Auftritt. Am Faschingsdienstag dem 22. Februar 1966 war es soweit. Traditionell werden die Schüler von den Hexen und Dämonen aus der Schule befreit. Im Adler in Ehingen spielte dann anschließend eine Musikgruppe für die losgelassen Schüler. 1966 konnten die Wishmen diesen Gig ergattern. Unsere Anlage war damals recht bescheiden. Eine Echolette ein Gitarrenverstärker und selbstgebaute Lautsprecher, das war`s. Ich kann mich nur noch an einen Song erinnern und zwar an Barbara Ann von den Beach Boys.
Dann ging es Schlag auf Schlag. Es folgte im Mai der erste richtige Auftritt in der Rose in Berg, begonnen haben wir unser Auftritte immer mit legendären Wishmen Song (Text und Musik von Albert Mayer). In Wolfgang Männer hatten wir jetzt auch einen Manager und Chauffeur. Er besorgte uns auch eine Auftrittsserie für die Junge Union (für Geld macht man ja bekanntlich alles). Die Sonne in Munderkingen wurde dann sozusagen unser Wohnzimmer und auch die Stadthalle in Ehingen war nicht vor uns sicher. Wir haben da auch mal die Rainbows mitspielen lassen (die hingen damals arbeitslos in Ulm rum). Zum Dank sind die dann mit der Abendkasse stiften gegangen.
Am 1.Juli 1967 endete dann die erste Schaffenszeit der Wishmen in der Stadthalle in Ehingen.
Mick
Ein bislang unbekannter Autor hat 1966 diesen schönen Text für die Schülerzeitung VULKAN am Gymnasium Ehingen in autobiografischer Form geschrieben.
Das hat ja nicht nur die Qualität eines Jung-Redakteurs sondern ist gleichzeitig ein Meisterwerk im grafischen Ausdruck jener Zeit !
Die eingefleischten Wishmen-Fans haben längst bemerkt: Die Band bedient sich seit langem ungefragt einer unbekannten Urheberschaft !
Es wird Zeit für Vergeltung ! Melde Dich ! Freier Eintritt garantiert ! Auf Lebenszeit !
Begonnen hat es auf einem Dachboden - aufgehört ... nein, aufhören tut's vorerst noch nicht. Es wird munter weiter gebeatet. Warum auch nicht? Bis jetzt hat es uns wahnsinnig Spaß gemacht und eine Berühmtheit unserer Stadt sind wir auch schon.
Und jetzt möchten wir uns vorstellen:
Da ist zuerst einmal Dave. Im Tagebuch steht, daß er Albert Mayer heißt. Er spielt in unserem Trio die Rhythmusgitarre und ist außerdem unser Komponist und Texter. Sein Hobby? Nun, das ist ansich keine Frage: Musik. lm übrigen ist er 16 Jahre alt und geht in die 6Rb unserer Schule.
Der nächste in der Runde ist Leadgitarrist Fritz "Fitze" Weber. Man sollte es nicht für möglich halten, aber er spielt tatsächlich Geige – ganz klassisch. Er wird irgendwann einmal 17 und liebt Musik.
Und Mick sitzt am Schlagzeug. Er heißt in zivilen Zeiten Helmut Rudi und wird auch 17 Jahre. Und da aller guten Dinge drei sind, mag auch er die Musik am liebsten. Mick ist in der 6Ra und - das hätten wir fast vergessen - Fitze in der 7Ra.
Ja, ganz am Anfang stand der Dachboden bei Mick. Damit die Nachbarschaft auch etwas mitbekam, hatten wir zwei alte Radios – später auch einen Verstärker. Aber das war gerade der Stein des Anstoßes. Der „Krach" wurde nämlich zu Laut und wir mußten ausziehen.
Für den Winter richteten wir uns bei Dave in Mundingen ein. "Studio Dave" nannten wir das. Leider hatten wir nicht sehr oft Gelegenheit, zusammen zu spielen, da Mick und Fitze ja in Ehingen wohnen. Aber wir fanden uns damit ab und übten, übten, üb ….
An Fasching war es dann soweit. Wir spielten am Dienstagmorgen für die Beatfans unserer Schule. Und wenn wir jetzt nach rückwärts schauen, haben wir schon eine ganze Menge Auftritte hinter uns: dreimal in Berg, in Munderkingen und in Rißtissen. Außerdem gaben wir ein Gastspiel in der Stadthalle Biberach zusammen mit den "Surfers“. Dann spielten wir in Westerheim und wieder in Munderkingen. Und wenn Wolfgang Männer, unser Manager, seine Sache so gut macht, wie er es bisher für uns getan hat, dann geht unser großer Wunsch in Erfüllung und wlr bauen unsere Anlage, die inzwischen die beiden Radios abgelöst hat, in der Stadthalle in Ehingen auf. Das wird wahrscheinlich im September sein.